Dr. Alfred Brauchle

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Unter Entspannung versteht man einen Zustand des Körpers und der Seele, den man leicht durch Anwendung einer Übung herbeiführen kann. Die Entspannung spart Energie, läßt Nervenkraft neu gewinnen, stellt ein Gleichgewicht aller Funktionen im Körper und der Seele her und erlaubt so, nervösen Beschwerden und nervöser Unruhe erfolgreich entgegenzutreten. Entspannung des Körpers und der Seele hängen eng miteinander zusammen. Die Entspannung des Körpers geht auf die Seele über, die Entspannung der Seele wirkt sich im Körperlichen aus. Man lernt die Übung der Entspannung am leichtesten, wenn man vom Körper ausgeht, im Körperlichen eine Entspannung im Liegen, beim Stehen und in der Bewegung unterscheidet. Am schnellsten lernt man die Entspannung im Liegen. Dazu gehört die Kenntnis von drei Bedingungen: Richtige Lage, einige Geduld und Anwendung eines gedanklichen Hilfsmittels. Man legt sich bequem auf den Rücken, legt Arme und Beine parallel zueinander, schließt die Augen, macht sich ganz passiv, läßt sich völlig in das Bett oder in das Sofa hinein fallen, als wäre man ganz leblos. Jede Anstrengung muß unbedingt vermieden werden. Die einmal als bequem empfundene Lage behält man längere Zeit bei, ohne sich auch nur im geringsten zu rühren. Denn erst nach einigen Minuten unbedingter Bewegungslosigkeit tritt das Gefühl der Entspannung ein, das entweder als Schwere und Müdigkeit, als Wärme oder auch als ein wohliges Schweben, eine völlige Gewichtslosigkeit bemerkbar wird. Immer indessen wird die eingetretene Entspannung, wenn sie richtig ist, als Lust und glückhaft empfunden. Meist tritt die Entspannung zuerst in den Armen und Beinen, dann im Rumpf und schließlich auch im Kopfbereich ein. Doch kann es sein, daß dort, wo man die Entspannung am nötigsten hätte, sie am schwersten kommen will. Dann hilft das obengenannte gedankliche Hilfsmittel. Es besteht darin, daß man mit seinen Gedanken dorthin geht, wo man im Körper noch Spannung empfindet, und mit ihnen - in bloßen Gedanken, wie mit einer glättenden Hand, die Spannung aufzuheben trachtet. Entspannung bedeutet körperlich nichts anderes, als ein länger und weicher werden von bis dahin kurzen und harten Muskelfasern. Man erzeugt also gedanklich das Gefühl des Auseinandergehens von bis dahin nahegelegenen Muskelpunkten, das Nachlassen einer Spannung, der Erweichung einer Härte. Dann tritt allmählich eine vollständige Entspannung des ganzen Körpers ein, die als Erquickung, Beruhigung, Stärkung, Geborgenheit empfunden wird. Wer sich im Liegen entspannen kann, wird leicht auch im Stehen und Gehen den Grundsatz der Entspannung anwenden können.



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Wer die Entspannung im Liegen durch wiederholte Übung gelernt hat, so daß sie ihm zu einem sicheren Erlebnis geworden ist, das man an jedem Ort und zu jeder Stunde hervorrufen kann, der wird auch leicht begreifen, was mit einer Entspannungserhaltung gemeint ist. Bei turnerischen Übungen gibt es die Kommandos "still gestanden" und "rührt euch". Auf "still gestanden" treten alle Muskeln des Körpers in einen Spannungszustand, der anstrengend und ermüdend wirkt. Auf "rührt euch" tritt das Umgekehrte ein. Alle Muskeln werden gelockert, gelöst, d. h. sie entspannen sich. Bei Entspannung tritt Ruhe, Besänftigung der vorausgegangenen Spannung, Erholungspause ein. Übertreibt man die Spannung, dann tritt der Krampf und dadurch schließlich Erschöpfung ein. Zur richtigen Lebensführung gehört also, daß man immer die nötigen Entspannungspausen einschaltet. Der zur Verkrampfung und Unruhe neigende Mensch gäbe sich des öfteren leise - auch nur gedanklich - das Kommando "rührt euch". Damit tritt Lockerung der Haltung ein. Je stärker und unangenehmer eine äußere Lebensbelastung ist, desto schneller sollte sich der Mensch in die Entspannung fallenlassen, weil sie erlaubt, Vernunft zu bewahren und sich vor übereilten Erregungen und Fehlentschlüssen zu hüten. Alle Anstrengungen körperlicher und seelischer Art bringen den Menschen immer wieder zur Spannung. Man mache es sich deshalb zur Gewohnheit, periodisch die Haltung des "Rührt euch" anzunehmen, um dem Kraftverschleiß der Spannung entgegenzuwirken. Wer die Entspannungserhaltung, die Entspannung im Stehen, erlebt hat, weiß, was mit einer Entspannung der Bewegung gemeint ist. Im Salzkammergut begrüßen sich die Bergsteiger mit einem "Zeitlassen!", d. h. mit einem Anruf zur ruhigen und ausgewogenen Bewegung. Wer langsame, raumgreifende Schritte im Gebirge macht, die in richtiger Verbindung mit einer tiefen und ausschwingenden Atmung stehen, wird schneller und sicherer ans Ziel kommen, als der Übereilte, der seinen stürmischen Angriff aufs Gebirge mit einer baldigen Erschöpfung bezahlen muß. Also bitte, Zeit lassen bei allen Tätigkeiten des Lebens. D. h. durchaus nicht Bummeln, sondern vielmehr ein stetiges, zügiges, von Hast und Krampf freies Arbeiten. Wer so schafft, leistet mehr, kommt schneller und sicherer ans Ziel, ohne die Zeichen der Überanstrengung. Darauf kommt es nämlich an, daß wir zügig und zäh, langanhaltend und ausdauernd arbeiten, ohne die Lust an der Arbeit zu verlieren. Das können wir, wenn uns die Entspannung der Tätigkeit klargeworden ist und wir daraus einen praktischen Nutzen ziehen.




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Entspannung des Körpers und der Seele hängen aufs engste miteinander zusammen. So wird einer Entspannung des Körpers diejenige der Seele folgen und umgekehrt. Wir können also auch mit einer Entspannung der Seele beginnen, um nachher zu sehen, daß sich segensvolle Wirkungen der seelischen Entspannung im Körperlichen einstellen. Wie kommt man aber zu einer Entspannung der Seele, vor allem dann, wenn man nervös und verkrampft ist? Man kommt dazu z. B. durch einen Spaziergang in langsamem Tempo, der einem die Schönheiten der Natur erschließt, einen beeindruckt durch die Harmonie und Ruhe, die in der Natur herrschen. Durch das gleichmäßige Gehen kommt auch der Körper zur Entspannung, so daß der regelmäßige und tägliche Spaziergang ein Wunder der körperlich-seelischen Entspannung zuwege bringt. Man kann sich aber auch mit einem Buch entspannen. Dazu sollte man wissen, welche Art von Büchern einem dazu am besten verhelfen. Man sollte das geeignete Buch immer zur Hand haben, damit man in der Not nicht erst danach suchen muß. Manchem hilft die Bibel am besten, einem anderen ein philosophisches Buch wie die "Selbstbetrachtungen" von Mark Aurel, einem Dritten die Lebensgeschichte von Jung-Stilling, einem anderen wiederum eine Reisebeschreibung oder eine Naturschilderung. Eines paßt nicht für alle - man muß sich deshalb auf die persönliche Eigenart einstellen. Dem kunstbegabten Menschen wird ein künstlerischer Eindruck zur Entspannung helfen. Glücklich, wer selbst malen, modellieren oder ein Instrument spielen kann. Der Besuch eines Konzertes oder eines Museums wird die Seele auf Entspannung stimmen können. Die Sammler wissen aus täglicher Erfahrung, welche behagliche Ruhe von ihrer Beschäftigung mit Münzen, Briefmarken, Schmetterlingen oder Käfern ausgeht. Mancher Große im öffentlichen Leben holt sich die so notwendige Entspannung bei seinen Briefmarken. Ich selbst habe 10 Jahre lang Zwergpferde und fast mein ganzes Leben lang andere Tiere gezüchtet und weiß, welche Gnade der Entspannung vom Umgang mit dem Tier ausgehen kann. Das einfachste und wichtigste Mittel für eine seelische Entspannung jedoch ist das Gebet, wenn es ganz mit Hingabe verbunden ist. Damit hat jeder Mensch die große Hilfe greifbar nahe, sich einer gnadenvollen Entspannung hinzugeben. Aber auch hier verderben Krampf und Unruhe alles, während von Demut, Bescheidenheit und völliger Hingabe allein der rechte Segen ausgehen kann.



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Am besten legt man sich vollkommen ausgezogen, vielleicht sogar nackt, ins Bett, legt eine Rolle unter die leicht angezogenen Knie. Falls man sich bequem hinsetzen will, muß man zuvor alle beengenden Kleidungsstücke lösen. Die Augen werden ruhig und weich, keinesfalls krampfhaft geschlossen. Dann läßt man sich vollständig, fast wie leblos, in den Stuhl oder in das Bett hineinfallen. Beine und Arme müssen parallel zueinander, Beine dürfen keinesfalls übereinander oder Arme über den Leib gelegt werden. Jede Krampfhaltung, jede Mühe, jede Anstrengung, jede angestrengte Konzentration muß aufgegeben werden. Hingabe, Passivität, völlige Gelöstheit ist das, was jetzt nötig ist. Um die Gedanken zu beruhigen, denken Sie jetzt an das leise Reibegeräusch, das in der Nase entsteht, wenn die Luft darin ein- und ausstreicht. Zunächst an nichts anderes denken als an dieses leise rhythmische Reiben in der Nase. Damit werden die Gedanken allmählich ruhiger und die nervöse Unruhe fällt von Ihnen ab. Nun gehen Sie mit den Gedanken durch den Körper hindurch, und seien Sie mit den Gedanken gerade immer dort, wo ich Sie mit meiner Einrede hinlenke.
Also denken Sie: Meine Augen sind ganz ruhig und weich geschlossen - mein Gesicht löst und lockert sich vollkommen - meine Zunge hängt ganz gelöst im Munde - meine Zahnreihe ist leicht geöffnet - meine Arme werden ganz ruhig, schwer, müd' und warm - meine Beine werden ganz ruhig, schwer, müd' und warm - mein Herz schlägt ruhig, langsam und kräftig - meine Atmung funktioniert ganz leicht und frei - mein Leib löst, lockert und entspannt sich außen und innen. Und nun denken Sie im Ganzen an die allgemeine Lockerung, Gelöstheit und Entspannung. Denken Sie: Ich werde immer ruhiger, immer schwerer, immer hingegebener und passiver - ganz ruhig, ganz schwer, ganz hingegeben, ganz passiv und ganz gelöst. Und atmen Sie ganz ruhig und weich, und Sie merken, wie sich ein wohliges Gefühl der Ruhe, der Geborgenheit, der Schwere durch Ihren ganzen Körper hindurchzieht. Und nun denken Sie an gar nichts mehr, sondern hören Sie mir nur ganz ruhig und gleichmütig zu. - Ihre Augen sind ganz ruhig und weich geschlossen - Ihr Gesicht löst und lockert sich immer mehr und mehr - die Zunge hängt ganz gelöst im leicht geöffneten Munde - die Arme werden ganz schwer und müd' - die Beine werden ganz schwer und müd' - das Herz schlägt ruhig, langsam, kräftig - die Atmung funktioniert ruhig und gelöst - die Leibesorgane lockern und lösen sich vollkommen. Sie werden immer ruhiger, stiller, schwerer, schläfriger, ganz ruhig, still, schläfrig, ganz schwer, bis Sie allmählich ganz von selbst einschlafen, versinken, einschlafen, versinken.



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Legen oder setzen Sie sich ganz bequem hin. Falls Sie sitzen, müssen Sie zuvor alle beengenden Kleidungsstücke lockern, so daß Sie sich wirklich ganz wohl fühlen und sich ganz ungehemmt in den Zustand beglückender Entspannung sinken lassen können. Fangen Sie nun an zu denken, ganz leicht und hauchartig zu denken, indem Sie jede Gewalt und Anstrengung vermeiden. Denken Sie: Meine Augen sind ganz ruhig und weich geschlossen - meine Stirn glättet und lockert sich vollkommen - meine Gesichtsmuskeln werden ganz gelöst und entspannt - meine Arme werden bleiern schwer und müd' - meine Beine werden schwer und müd' - mein Herz schlägt ruhig, langsam und kräftig - meine Atmung geht ganz leicht und frei - mein Leib löst und lockert sich vollkommen - meine Gedanken sind ganz auf Ruhe und Hingegebenheit eingestellt.
Nachdem Sie nun bereits einige Übungen der Entspannung haben, genügen diese wenigen Hinweise, um einen Zustand wohltuender Entspannung bei Ihnen herbeizuführen. Sollte es indessen nun sein, daß Sie im Bereich des Gesichtes, der Brust, des Herzens, des Leibes oder der Gliedmaßen gewisse Spannungsempfindungen behalten haben, welche auf die einfache Suggestion nicht ganz verschwunden sind, dann gehen Sie mit Ihren Gedanken an den Ort der Spannungsempfindung hin, also in das Gesicht, streichen Sie mit den Gedanken hauchartig durch das Gesicht hindurch und denken Sie den gespannten Muskeln den Übergang in die Entspannung vor. Denken Sie also, daß die Muskeln dünner und weicher und länger werden. Besonders das Langwerden, das Auseinandergehen der Endpunkte jeder Muskelfaser, müssen Sie, ohne indes irgend Gewalt anzuwenden, an Ort und Stelle denken. Also immer wieder: Die Muskeln werden ganz weich und dünn und lang - ganz weich und dünn und lang.
Dann gehen Sie vom Gesicht mit den Gedanken auf die Herzgegend über und fassen Sie gedanklich das Herz wie mit einer geistigen Hand, streichen Sie gedanklich weich und leicht über das Herz hinweg und denken Sie: Das Herz schlägt ganz ruhig und leicht, kräftig und entspannt - ganz ruhig, leicht und entspannt.
Dann denken Sie an die Atmung. Gehen Sie mit den Gedanken leicht streichend durch die Brust hindurch und denken Sie: Meine Brust atmet ganz leicht und frei und gelöst - ganz leicht und frei und gelöst.
Dann gehen Sie weiter zum Leib. Streichen Sie mit einer gedanklichen geistigen Hand zart über die Bauchdecke und durch die Leibesorgane hindurch und denken Sie: Mein Leib löst und lockert sich und entspannt sich vollkommen - löst, lockert und entspannt sich vollkommen.
Genauso machen Sie es mit den Armen und den Beinen, indem Sie jedes Gefühl von Gespanntsein durch einen hauchartigen Gegengedanken aufheben. Nun entspannt sich tatsächlich der ganze Körper in allen seinen Teilen voll und ganz.



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Suggestion bedeutet: seelische Beeinflussung. Suggerieren bedeutet: einen Gedanken, eine Idee, eine Zielvorstellung heimlich, leise, im Flüsterton in einen Menschen hineintragen. Diese hineingetragene Vorstellung macht einen Einfluß, eine geistige Bewegung geltend, indem sie vom Bewußtsein langsam zum Unterbewußtsein abfließt, absickert. Eine Suggestion hat sich dann zugetragen, wenn ein Gedanke, der ursprünglich mehr oder weniger bewußt war, sich auf dem Weg über das Unterbewußte, das Vergessene, verwirklicht hat. Gedanken sind also Kräfte, welche ihrer Verwirklichung zustreben. Wird die seelische Beeinflussung im Wachzustand vorgenommen, so spricht man von einer Wachsuggestion, wird sie im natürlichen Schlaf oder in einem schlafähnlichen Zustand ausgeübt, von einer Schlafsuggestion oder einer hypnotischen Suggestion. Im Falle der Autosuggestion übt man den seelischen Einfluß an sich selbst aus, im Gegensatz zur Fremdsuggestion, bei welcher z. B. der Arzt den Patienten beeinflußt. Bei der Massensuggestion oder der seelischen Gemeinschaftsbeeinflussung werden mehrere bis viele Menschen einem seelischen Einfluß unterworfen. Diese Methode eignet sich hervorragend für den Arzt, etwa einen Klinikleiter, wenn er mehrere hundert Patienten durch sein Wort auf das Ziel der Gesundheit ausrichten will. Manchmal hilft die Teilnahme an einer solchen Gemeinschaftsbeeinflussung mehr, als wenn man eine Einzelbehandlung vornimmt. Der einzelne versinkt in der Gemeinschaft, vergißt sich selbst und wird von ihrem allgemeinen Glauben mitgetragen und mitgehoben. Die versteckte Suggestion verbirgt sich hinter einem Arzneimittel oder einer Bestrahlung, während bei der offenen Suggestion klar ist, daß eine seelische Beeinflussung vorgenommen werden soll. Die genannten und auch andere Formen der Suggestion sind wertvolle Hilfsmittel in der Hand des Arztes, aber auch des Patienten selbst. Mit der Fremdbeeinflussung soll deshalb immer eine Erziehung zur Autosuggestion verbunden werden, wie das seinerzeit Coué in Nancy so eindrucksvoll gelehrt hat. Der schwedische Arzt Dr. Otto Wetterstrand übte die gemeinsame Hypnose an jeweils etwa 50 Patienten gleichzeitig aus. Ihr Beispiel lehrt, daß oftmals Suggestionen auch dort noch helfen und heilen können, wo die körperlichen Maßnahmen vergeblich waren. Der Kranke bediene sich also unbedingt zusätzlich zu der sonstigen Behandlung durch seinen Arzt irgendeiner Form der seelischen Beeinflussung, und er wird erkennen, daß auf diesem Wege ungeahnte Wirkungen möglich sind.



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Der schwedische Arzt Dr. Otto Wetterstrand übte um die Wende zu unserem Jahrhundert in Stockholm die Tätigkeit eines praktischen Arztes aus. Alle seine Kranken, die nervös und seelisch krank waren oder denen auf körperlichem Weg nicht mehr genügend geholfen werden konnte, unterwarf er der Gemeinschaftshypnose, an der täglich etwa 50 Personen teilnahmen. Zuerst hypnotisierte Wetterstrand die alten Patienten, dann erst die Neulinge, um durch das Beispiel der Erfahrenen die Neuangekommenen zu beeindrucken. Hypnose nennt man einen schlafähnlichen Zustand, der im wesentlichen nichts anderes ist, als eine mehr oder weniger tiefe Entspannung. Hypnose wendet man an, um den Menschen passiv hingebungsvoll zu machen, ihn von seiner willensmäßigen Aktivität zu erlösen. Hypnose bedeutet auch einen Zustand der seelischen Bereitschaft und Aufnahmefähigkeit. In ihm soll das heilende Wort zur Wirkung kommen. Nachdem Wetterstrand seine Patienten hypnotisiert hatte, versprach er im Flüsterton jedem einzelnen, indem er sich über das Ohr des Kranken beugte, die sichere Gesundheit. Viele Menschen werden nicht gesund, weil sie nicht mehr glauben können. Sie glauben weder an Gottes Hilfe, noch überhaupt an irgendeine Möglichkeit, wieder zu gesunden. Wetterstrand versprach ihnen diese Gesundheit in wiederholten Sitzungen immer wieder und stellte schließlich fest, daß viele Verlorenen und Aufgegebenen wieder gesundeten, gesund wurden allein durch die Macht des Wortes, das sich auf dem Wege über das Unterbewußte im Patienten in tiefen Schichten seiner Seele verwirklichte.
Apotheker Émile Coué, den ich 1925 eine Woche in Nancy besucht hatte, verzichtete auf die Anwendung tieferer Hypnosegrade und versetzte seine Patienten nur in den Zustand einer leichten Entspannung. In diesem Zustand versprach er dann so laut, daß es alle gleichzeitig hören konnten, Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit, wie das Wetterstrand schon früher getan hatte. Außerdem empfahl jedoch Coué seinen Patienten dringend die Selbstanwendung der Suggestion. Sie sollten jeden Abend vor dem Schlafen und jeden Morgen nach dem Erwachen etwa 20- bis 30mal flüstern: Es geht mir von Tag zu Tag in jeder Hinsicht immer besser und besser. Wer die Entspannung abends und morgens anwendet und sich dann den genannten Selbstsuggestionen aussetzt, kann von jahrelangen Leiden erlöst werden, wie das der Sprecher und Verfasser selbst an sich erlebt hat.




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Hypnose bedeutet einen schlafähnlichen Zustand. Man kann ihn an sich selbst auf dem Wege über die Entspannung herbeiführen oder ihn an einem anderen durch gütigen, einschläfernden Zuspruch auslösen. Man unterscheidet fünf verschiedene hypnotische Grade, die allmählich ineinander übergehen.
Der erste hypnotische Grad ist nichts anderes, als eine leichte Entspannung, wie sie bei jedem selbst unmittelbar vor dem Einschlafen und nach dem Aufwachen eintritt. Experimente irgendwelcher Art sind in diesem ersten Grade unmöglich.
Im zweiten hypnotischen Grad empfindet der Patient außer Müdigkeit und Schläfrigkeit nichts Besonderes. Er schläft vor allen Dingen nicht, sondern verfolgt alle Vorgänge genau, die sich an ihm selbst und in seiner Umgebung vollziehen. Und doch gelingt das Experiment der Muskelsteifigkeit. Der vom Arzt hochgehobene und als steif bezeichnete Arm des Patienten wird durch den einfachen Zuspruch des Arztes steif. Er kann vom Patienten nicht mehr, trotz aller Willensanstrengung, bewegt werden. Trotzdem handelt es sich hier weder um eine Hexerei, noch um eine Willensvergewaltigung, sondern nur um etwas höchst Einfaches. Hypnose bedeutet nämlich Entspannung und Öffnung des Unterbewußten. Das Wort des Arztes, "Ihr Arm wird steif," hat das Unterbewußte des Patienten erreicht und sich von dort als wirkliche Armsteifigkeit durchgesetzt. In der Seele des Patienten besteht nun der folgende Zwiespalt: Das Bewußtsein sagt: "Ich will den Arm bewegen", und das Unterbewußte sagt: "Du kannst Deinen Arm nicht bewegen." Im Kampf zwischen bewußtem Willen und unterbewußter Glaubenskraft siegt also die Kraft der unterbewußten Einbildung, und der Arm wird steif.
Im dritten hypnotischen Grad läßt sich dann zusätzlich noch die automatische Bewegung hervorrufen, die sich gleichermaßen erklären läßt wie die Muskelsteifigkeit. Nach dem Erwachen aus einem der ersten drei Grade hat der Patient eine vollkommene Erinnerung an alles. Nach dem Erwachen aus dem vierten Grade jedoch besteht eine teilweise Erinnerungslosigkeit, und zwar für alle jene Vorgänge, die sich in größerer Entfernung vollzogen haben.
Erst im fünften und letzten hypnotischen Grad hat man den Eindruck, daß der Patient schläft. Nach dem Erwachen aber keinerlei Erinnerung mehr an das, was sich während der Hypnose vollzogen hat. Und doch sind alle Eindrücke im Unterbewußtsein vorhanden und entfalten von dort aus völlig unbewußt ihren heilenden Einfluß. Unterbewußte Ideen und Erwartungen können Wunder wirken. Fördern wir also diese Wunder eines Glaubens an Glück, Frohsinn, Gesundheit und Schaffenskraft!



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Es gibt zwei Grundgesetze der Suggestion. Das erste Gesetz nennt man das Gesetz der Hypnose, weil es alle Erscheinungen, welche im Zusammenhang mit der Hypnose auftreten, zu erklären vermag. Es besagt: Jeder Gedanke ist eine Kraft, bestrebt, sich zu verwirklichen. Etwas ausführlicher dargestellt, würde das bedeuten: Jeder Gedanke ist eine natürliche Kraft, die in sich die Neigung und das Bestreben hat, auf dem Wege über das Unterbewußtsein der menschlichen Seele ihren geistigen Inhalt zu verwirklichen. Denke ich an die Gesundheit, dann betätigt sich etwas in mir, das alle Lebensvorgänge unwillkürlich auf das Ziel der Gesundheit ausrichtet. Ist der Gedanke in eine Wolke von Zuversicht und Siegesgewißheit eingehüllt, dann wird er sich um so schneller, leichter und vollkommener verwirklichen. Jeder Gedanke ist einem Samenkorn vergleichbar; von diesem gilt das Gesetz: Jeder Samenkorn ist von der Natur oder von Gott dazu bestimmt, im geeigneten Nährboden Wurzeln zu schlagen, zu wachsen und aufzugehen. Der Bauer muß das Samenkorn auswählen, den Weizen von der Spreu sondern; außerdem muß er den zur Saat bestimmten Acker mit Pflug und Egge auflockern; schließlich muß er in gleichmäßigem Schritt und andächtiger Haltung die Samen ausstreuen. Dann hat er alles getan, was ihm zustand. Das Übrige muß er dem lieben Gott überlassen, d. h. dem Wetter, der Sonne und dem Regen. Der Same ist dem Gedanken vergleichbar, der Acker dem menschlichen Organismus oder dem Unterbewußten, die beide gleichermaßen erst durch die auflockernde Entspannung fruchtbar gemacht werden können. Der Bauer ist der Suggestor. Nachdem bestimmt ist, welche Gedanken zur Wirkung kommen sollen, die guten von den schlechten Gedanken geschieden sind, nachdem der zu beeinflussende Mensch entspannt wurde oder sich selbst entspannt hat, werden die geistigen Samenkörner - die Gedanken ausgestreut, im Flüsterton, gerade so laut, daß man sie gut hören kann. Nachdem man die geistige Saat ausgestreut hat, muß man still und demütig das Ergebnis abwarten. Genauer gesagt, man muß täglich die Einflüsterungen zwanglos wiederholen, bis sich eines Tages die erste Wirkung zu zeigen beginnt. Alle Erfolge der Hypnose, ebenso wie diejenigen der Autosuggestion, sind nur darauf zurückzuführen, daß sich Gedanken verwirklicht haben. Man halte sich deshalb dieses Gesetz gegenwärtig bei allem, was man denkt, tagträumt, spricht und erzählt. Jeder Gedanke hat das Bestreben, sich durch Verbindung mit inneren Kräften der Seele und des Leibes zu verwirklichen.



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Das zweite Gesetz der seelischen Beeinflussung nennt man das Gesetz der Autosuggestion. Es ergänzt das erste Gesetz und gibt vor allem denjenigen entscheidende Hinweise, die auf dem Weg der Selbstbeeinflussung etwas erreichen wollen. Dieses zweite Gesetz nennt sich das Gesetz der Gewaltlosigkeit, das Gesetz von der Wirksamkeit unablässiger Geduld. Im Gegensatz zu allen Vorgängen der Willenstätigkeit hilft nämlich bei der Suggestion die gewaltsame Anstrengung - nichts. Ja, man hat von einem Gesetz der das Gegenteil bewirkenden Anstrengung gesprochen. Damit wollte man zum Ausdruck bringen, daß bei allen Vorgängen der Suggestion jeder Erfolg durch gewaltsames Bemühen hinfällig wird. Man soll, man darf sich nicht anstrengen, sich nicht bemühen. Denn jede Anstrengung hat unbedingt zur Folge, daß sich im Körper eine Spannung, ja vielleicht sogar eine Verkrampfung einstellt. Jede Suggestion hat aber, soll sie Erfolg haben, die Entspannung zur Voraussetzung. Denn erst die Entspannung öffnet den seelischen Weg für Gedanken ins Unterbewußte, dort muß jeder Gedanke hingelangen, wenn er wirken soll. Voraussetzung also für den Erfolg jeder seelischen Beeinflussung ist die vorausgehende Entspannung. Deshalb hypnotisiert man ja, um dadurch einen Zustand der Hingegebenheit, der Öffnung herbeizuführen und das Gesetz der das Gegenteil bewirkenden Anstrengung zu umgehen. In der Tiefe des Unterbewußtseins sind, wie im aufgelockerten Erdreich des Ackerbodens, diejenigen Kräfte vorhanden, die sich mit den Heilgedanken verbinden müssen, um die Verwirklichung des Gedankeninhaltes zu ermöglichen. Zu allen Übungen der Suggestion gehört Geduld. Von keinem Mißerfolg darf man sich entmutigen lassen. Je ungeduldiger man wird, um so zweifelhafter ist jeder zukünftige Erfolg. Man braucht also Geduld, Hingegebenheit, Entspannung, Ruhe, Gelassenheit, Vertrauen. Man muß die angefangenen Übungen fortsetzen, bis sich schließlich der Erfolg einstellt. Und er stellt sich bei lohnender Geduld eines Tages unversehens ein. Wie heißt es in einem bekannten Gesangbuchvers doch:
Glaubt nur feste, daß das Beste über Dich beschlossen sei.
Wenn nur stille ist Dein Wille, wirst Du von dem Kummer frei.
Hier wird die glaubensvolle Ergebenheit in Gottes helfende Gnade verlangt. Bei der Suggestion werden göttliche Kräfte der eigenen Seele angerufen. Dabei wird verlangt, daß man jedes krampfhafte Wollen aufgibt. Jeder Gedanke ist bestrebt, sich auf dem Wege über das Unterbewußtsein zu verwirklichen, und zwar um so eher, je geduldiger, je demütiger, je entspannter der Mensch ist.



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Legen Sie sich ganz bequem auf den Rücken, legen Sie Arme und Beine parallel zueinander, die Arme neben den Rumpf. Schließen Sie die Augen. Versuchen Sie, ganz passiv und hingegeben zu sein. Lassen Sie sich plump und schwerfällig auf die Unterlage fallen. Kümmern Sie sich um die Geräusche der Umgebung nicht mehr. Versuchen Sie auch, körperliche oder seelische Mißempfindungen zu vernachlässigen, zu vergessen. Fangen Sie an, ganz ruhig mit mir zu denken, indem Sie mit ihren Gedanken hauchartig durch den Körper hindurchgehen. Denken Sie: Meine Augen sind ganz ruhig geschlossen - meine Stirn löst und lockert sich - mein Gesicht wird ganz locker und gelöst - die Zahnreihe steht ein wenig geöffnet - die Zunge hängt ganz leicht im Munde. Denken Sie weiter: Meine Arme werden ganz schwer und müd' und warm - meine Beine werden ganz schwer und müd' und warm - mein Herz schlägt ganz ruhig, kräftig und langsam - meine Atmung wird ganz leicht und frei - mein Leib löst und lockert sich vollkommen. Und nun denken Sie mit ganzer Sehnsucht, gesund zu werden. Denken Sie: Ich werde in Zukunft körperlich und seelisch ganz gesund sein - mein Herz wird ruhig und kräftig schlagen und bei allen Anforderungen des Lebens völlig gelassen sein - meine Atmung wird tief und ruhig. Immer wenn ich tief einatme, habe ich das Gefühl, es ströme eine Kraft in mich hinein und erfülle mich ganz. Immer wenn ich tief ausatme, habe ich die Empfindung, alle Traurigkeit, alle Schmerzen und Schwäche auszuatmen und loszuwerden. So wird das tiefe Atmen in Zukunft für mich eine Quelle der Kraft und der Befreiung sein. Auch meine Leibesorgane werden ganz gesund sein. Ich esse langsam und kaue sorgfältig. Ich denke, daß das Genossene mir ausgezeichnet bekommt und daß ich in Zukunft eine ganz regelrechte und normale Verdauung und Entleerung haben werde. Ich denke auch, daß alle übrigen Organe meines Körpers gesund sein werden und daß sich alle Schmerzen und Hinfälligkeiten verflüchtigen. Nachts werde ich tief und ruhig und erquickend schlafen und am Morgen frisch und heiter erwachen. Im Laufe des Tages werde ich mutige und frohe Gedanken haben. Alle Angst und Unsicherheit wird aus meiner Seele fliehen, denn in Zukunft werde ich ein mutiger und tapferer Mensch sein. Vor allem habe ich ein unbedingtes Selbstvertrauen und ein geradliniges und starkes Gottvertrauen. Ich denke, ich werde in Zukunft körperlich und seelisch vollkommen gesund sein.



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Sie befinden sich leicht und wohlig im Bett oder auf Ihrem Stuhl und denken Sie: Meine Augen sind ruhig und weich geschlossen - mein Gesicht entspannt und löst sich vollkommen - meine Arme und Beine werden schwer und müd' - mein Herz schlägt ruhig, langsam und kräftig - meine Atmung geht frei und leicht - mein Leib löst und lockert sich vollkommen. Und nun denken Sie, indem Sie sich noch tiefer in Ihre Entspannung versinken lassen: Ich werde in Zukunft körperlich und seelisch ganz gesund sein - insbesondere bin ich in meinem Nervensystem völlig ausgeglichen und beruhigt - es gibt nichts zwischen Himmel und Erde, was mich irgendwie beunruhigen oder aufregen könnte - ich bin die Ruhe und die Gelassenheit selbst - je größer die Unruhe in meiner Umgebung, desto größer meine eigene Ruhe und Gelassenheit - alles, was mich stören oder aufregen könnte, läßt mich in Zukunft völlig gleichgültig, unempfindlich und kalt - ich habe allem gegenüber einen großen und beruhigenden Abstand - ich kann mich an allem, selbst im kleinsten, freuen und bringe mir und allen anderen Menschen gegenüber einen überlegenen Humor auf. Warum sollte ich mich kränken oder grämen, wo es doch so sehr viel gesünder und vernünftiger ist, sich zu freuen, sich heiter zu geben, mit einem humorvollen Wort über eine Sache hinwegzugehen. Ich merke ordentlich, wie ich ein Künstler des Lebens werde. An den Sonnenseiten des Lebens erwärme ich mich mit Leib und Seele, alle griesgrämigen und traurigen Gedanken verbanne ich ein für allemal aus meiner Seele. Angst- oder Minderwertigkeitsgefühle kommen für mich gar nicht in Betracht. Ich habe ein unantastbares und felsenfestes Selbstvertrauen. Ich denke auch, wer auf sich selbst vertraut, dem hilft Gott. Mit mutigen, fröhlichen und zuversichtlichen Gedanken gelingt mir die Arbeit besser und leichter. Kaum daß ich jemals ein Gefühl der Müdigkeit verspüre. Ich bringe von der Arbeit einen gesunden Hunger mit nach Hause und habe am Feierabend immer noch genug Kraft und Lust, meine Taten zu bestimmen oder ein gutes Buch zu lesen. Ich sehe mit jedem Tag mehr ein, welche wertvollen Freuden das Leben zu bieten vermag. Nachts schlafe ich tief und ungestört, erwache am Morgen frisch und erquickt und freue mich auf jeden neuen Tag mit allen seinen Pflichten und Rechten. Jeder Vogel singt eigens für mich, und jeden Sonnenstrahl nehme ich als für mich gespendet. Bleibt doch alle zu Hause, Ihr griesgrämigen Pessimisten. Ich habe mich endgültig entschlossen, mich des Lebens zu freuen, an Zukunft und Glück zu glauben.



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Sie lassen sich leicht und gelöst in eine tiefe und ruhige Entspannung versinken. Ihre Augen sind ganz ruhig und weich geschlossen. Ihr Gesicht löst und lockert sich ganz. Die Arme und Beine werden ganz schwer und müd'. Das Herz schlägt ruhig, langsam und kräftig. Die Atmung schwingt frei und leicht. Der Leib löst und lockert sich vollkommen. Sie werden in Zukunft körperlich und seelisch ganz gesund sein. Alle körperlichen und seelischen Funktionen werden sich ganz im Sinne der Lebensharmonie vollziehen. Alle Mißempfindungen und Beschwerden werden sich mit jedem Tage schneller und mehr verflüchtigen, und in Zukunft werden Sie ebenso gesund wie stark und fröhlich sein. Insbesondere wird es mit dem Herzen von Tag zu Tag bessergehen. Alle schmerzhaften Verkrampfungen werden der Entspannung weichen und ganz aufhören. Da Sie alle Ihre Bewegungen und Anstrengungen ganz im Sinne der körperlichen und seelischen Harmonie vollziehen, geht ein deutliches Gefühl dieser Gelöstheit auf das Herz über, das ganz regelrecht, gleichmäßig und ruhig schlagen wird. Mit der Entspannung und Ruhe verbindet sich immer mehr das Gefühl von Kraft und Leistungsfähigkeit, das auch einem wirklichen Zustand am Herzen entspricht. Mit jedem Tage wird das Herz kräftiger und stärker werden, da es einerseits besser ernährt, andererseits mehr beruhigt wird. Sie gewöhnen sich an, vernünftig zu leben, immer wieder einmal tief und ruhig zu atmen, regelmäßige Spaziergänge mit tiefer und ruhiger Atmung zu machen. Dabei haben Sie immer und überall die innere Gewißheit, daß alle Beschwerden mit jedem Tag mehr verschwinden, daß die Nerven mit einer beglückenden Zuversicht und Fröhlichkeit erfüllt werden, die beide auch auf das Herz übergehen. Es wohnen mutige und fröhliche und zuversichtliche Gedanken direkt im Herzen und nehmen dort mit der Zeit Funktion und Gestalt an. Das Herz, das immer und überall in völliger Ruhe und Gelassenheit schlägt, wird allen Aufgaben und Anstrengungen des Lebens gewachsen sein. Jeder Gedanke ist eine natürliche Arznei, eine von Gott gegebene Kraft, dazu bestimmt, sich zu verwirklichen. Sie denken deshalb immer nur in einem guten Sinne an das Herz, reden ihm leise zu und ermutigen es stets mit Ihren Gedanken. In dem Maße, wie Ihr ganzes Leben von einem neuen Geist der Harmonie und des Idealismus durchtränkt wird, gehen auch diese geistigen Kräfte unbemerkt und still auf das Herz über, beleben es mit einer neuen Flutwelle nährender Kraft und stärkender Zuversicht. Der Mensch ist dazu bestimmt, gesund und stark zu sein. Alle inneren Kräfte der Selbststeuerung warten nur darauf, zu ihrer gesundmachenden Funktion ermutigt und angeregt zu werden. Ihr Herz wird also in Zukunft ganz gesund sein.



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Der hohe Blutdruck ist oft nichts anderes als Ausdruck Ihres gehetzten und auf Druck gestellten Lebens. Besinnen Sie sich deshalb auf eine bessere Daseinsform und nehmen Sie sich vor, den hohen Blutdruck und das Gegenmittel körperlicher und seelischer Entspannung zu beseitigen und endgültig zu heilen. Beginnen Sie damit, sich in eine wohltuende Entspannung versinken zu lassen. Legen Sie sich bequem hin, schließen Sie die Augen und hören Sie meinen Worten mit völliger Ruhe und Gelassenheit zu. Ihre Augen sind ruhig und leicht geschlossen - das Gesicht löst und lockert sich vollkommen - Arme und Beine werden ganz schwer und müd' - das Herz schlägt ruhig, gleichmäßig und kräftig - die Atmung wird frei und leicht - der Leib löst und lockert sich vollkommen. Sie werden immer ruhiger, stiller, versinken immer mehr. Sie werden sich in Zukunft körperlich und seelisch ganz gesund fühlen und ganz gesund sein. Alles, was Sie tun, wird den Stempel der Harmonie tragen, Ausdruck eines gelassenen, über der Sache stehenden Menschen sein. Wenn Sie zuhören müssen, benutzen Sie diese Gelegenheit, ganz still und gelassen zu sein, um sich in eine Entspannung versinken zu lassen, in der Sie sich ausruhen und neue Kraft gewinnen. Wenn Sie sprechen müssen, gehen Sie sparsam mit Ihren Worten und Ihrer Lautstärke um. Man kann mit weniger Worten mehr sagen und mit leise gesprochenen Worten einen tieferen Eindruck hervorrufen. Es muß nicht immer donnern, stürmen und krachen; die Mitmenschen sollen merken, daß man ein anderer, ein neuer Mensch geworden ist, daß man die kostbare Daseinsform der Harmonie gewonnen hat. Im Liegen, im Stehen und Gehen werden Sie immer und überall das Prinzip der Entspannung walten lassen, sich immer wieder den leisen Zuruf geben: ‚Rührt Euch' oder ‚Zeit lassen'. Mit Gewalt verdirbt man sich oftmals eine gute Sache, die man mit Geduld und Ruhe gewinnen könnte. Sie werden sich also in Zukunft nicht nur der körperlichen, sondern auch der seelischen Entspannung befleißigen, bis Sie von beiden ganz durchtränkt sind. Sie werden auch lernen, Ihr Leben zu vereinfachen, das Richtige vom Unrichtigen zu unterscheiden. Sofern Sie Ihr Leben nur ein wenig vereinfachen, wird sich bald in allen Organen, nicht zuletzt auch beim Blutdruck, die Ruhe und Entspannung bemerkbar machen. Auch hat es keinen Sinn, das Leben von einer zu ernsten, zu gefährlichen, zu schweren Seite aus zu betrachten. Es ist vielmehr besser, sich eines vernünftigen Optimismus zu befleißigen. Wenn Helen Keller es trotz Blindheit und Taubheit fertiggebracht hat, das Leben zu lieben und zu bewundern, um wieviel mehr haben Sie Grund, zufrieden und froh zu sein. Sie lernen die Lichtzeichen des Lebens besser sehen und erkennen, fühlen sich auch stärker von der allgemeinen Lebensharmonie umfaßt und eingeschlossen.